


Seit 1774 gibt es die zurzeit von der Familie Spannhake bewirtschaftete Hofstelle am Hartmannsweg in Munderloh. Der Bauernhof mit Rindviehhaltung – 30 Kühe werden derzeit gemolken, viele Kälber gemästet – ernährt die Familie. Die Söhne Michael und Tobias wollen den 1991 von den Spannhakes übernommenen Betrieb in die Zukunft führen. Sie wollen künftig mit mehr Kühen wirtschaften, um weiterhin ein Auskommen zu haben. Doch das Vorhaben könnte scheitern. „An der Luft“, sagt Tobias Spannhake kurz und knapp. Denn die Geruchsbelastung durch die Landwirtschaft ist in Munderloh schon so groß, dass geplante Betriebserweiterungen wohl nicht genehmigt werden können.
Ob die Politik helfen kann, wollten die Sozialdemokraten bei der Hofbesichtigung ausloten. Die Politiker sprachen deshalb mit der Familie und Dr. Günter Kuhnt, Leiter der Bezirksstelle Oldenburg-Süd der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, aus Cloppenburg. „Wir wollen Kontakt zu Landwirten aufbauen und sehen, welche Chancen es im Spannungsfeld Umwelt und Energie für die Betriebe gibt“, umriss Heinz-Jürgen Greszik vom Strategiekreis den Ansatz.
Doch werden die Grenzwerte für die Geruchsemissionen angesichts der politischen Konstellation in der Landesregierung wohl nicht aufgeweicht. Und da die Geruchsbelästigung nicht zuletzt durch immer größere Hähnchen- und Schweinemastbetriebe gestiegen ist, kommen die „Rinderbetriebe unter die Räder“, beschreibt Günter Kuhnt die Lage. Wenn dann noch FFH-Schutzgebiete in der Nähe liegen, werden Erweiterungen doppelt schwierig. „Der Siegeszug der Mastställe in früheren Jahren problematisiert heute die Entwicklung der Rinderbetriebe“, sagt Kuhnt, dessen Behörde rein fachlich berät. Die gewachsenen Familienbetriebe hätten nie einen solchen Wachstumsdruck gehabt wie die industrielle Landwirtschaft.
Die Parlamentsvertreter der Sozialdemokraten wollen die Nöte der Familienbetriebe auch in die zuständigen Gremien tragen. Die Vertreter aus Rat und Kreistag sagten Unterstützung bei konkreten Vorhaben zu.
Anschließend besuchten die Sozialdemokraten den Pferdehof Abrahams im Huder Ortsteil Hemmelsberg.
Viola Abrahams und ihr Mann betreiben dort den Pferdehof seit 27 Jahren. Die ehemalige Hofstelle grenzt an die Autobahn 28 an. Die Vorbesitzer waren deshalb überhaupt bereit, das Anwesen an die passionierte Reiterin zu verkaufen. Nach einigen Stallanbauten für die Unterbringung der eigenen und von Pensionspferden kam schnell der Plan für eine Reithalle. Damit entwickelte sich die Pferdehaltung zu einem Gewerbebetrieb mit dementsprechend zusätzlichen Auflagen, die für einen reinen landwirtschaftlichen Betrieb so nicht vorgesehen sind. Derzeit hält das Ehepaar 2 Stuten und ein Fohlen und darüberhinaus 16 Pferde, die als Jungpferde eingeritten werden, um sie dann am Markt anzubieten. Kunden kommen zum Teil von Übersee, um den Stall und den attraktiven Pferdebestand zu begutachten und sich das Wunschpferd zu sichern. Der Pferdehof, der mit seiner Pferdezucht sehr erfolgreich ist und vorwiegend Dressurpferde nach einer intensiven Ausbildung anbietet, genießt seit langem einen guten Ruf in der Fachwelt. Allerdings leidet die betriebliche Entwicklung auch an dem zunehmenden Flächendruck in der Landwirtschaft. Standortnahe Grünflächen sind nicht mehr zu bekommen. Ein weiteres typisches Problem auf dem Lande ist die unzureichende Internetanbindung, die aber unabdingbar ist, um das Pferdematerial am Markt zeitgemäß anhand von kleinen Videoclips anbieten zu können.
Nun planen die Abrahams einen weiteren Standort, an dem Pferde für den Verkauf untergestellt werden und die Kunden für einige Tage übernachten können und dabei die Gelegenheit wahrnehmen, „ihr“ Pferd zu testen. Die dafür notwendige Änderung des Flächennutzungsplans hat der Rat der Gemeinde Hude bereits beschlossen. Nun geht es um die Detailplanung, die mit dem Beschluss für den Bebauungsplan die Grundlage erhält.
Mit großem Interesse informierte sich die Delegation über den Betrieb, der gut in der landwirtschaftlichen Nachbarschaft integriert ist. „Uns ist es wichtig, die Betriebe kennzulernen, die landwirtschaftliche Nutzflächen benötigen und welche Lösungsansätze es für die Betriebe gibt“, erklärte Heinz-Jürgen Greszik vom Strategiekreis. Fraktionsvorsitzender Heiko Aschnenbeck ergänzt: „Der Pferdehof trägt für zur Imageförderung unserer Gemeinde bei und zeigt deren gewerbliche Vielfalt auf!“