Das Thema Tod gehört zum Leben- Debatte über Sterbehilfe

Das Thema Sterben gehört in unser Leben, ist die Bundestagsabgeordnete Susanne Mittag überzeugt. Deshalb hat sie zu einer öffentlichen Debatte über das Thema Sterbehilfe in die BeGu in Lemwerder eingeladen. Das Podium war hochkarätig besetzt. Dr. Carola Reimann, stellvertretende Vorsitzende der SPD- Bundestagsfraktion, der Delmenhorster Palliativmediziner Dr. Ales Stanek, der Theologe Dr. Enno Konukiewitz und Bürgerhelfer Mark Castens diskutierten mit Susanne Mittag über Hilfe im Sterben.

Anlass für die Veranstaltung ist die Tatsache, dass im Deutschen Bundestag noch in diesem Herbst ein Gesetz zur Sterbehilfe verabschiedet werden soll. Es geht dabei aber nicht um Tötung auf Verlangen oder aktive Sterbehilfe, betonte Susanne Mittag, sondern um die Möglichkeit der ärztlichen Begleitung. Auch die Palliativmedizin und Hospizbegleitung sollten intensiviert werden. Insgesamt liegen im Deutschen Bundestag vier verschiedene fraktionsübergreifende Anträge vor.
„Wir brauchen beim Thema Sterbehilfe eine Regelung, die auf breite gesellschaftliche Akzeptanz trifft“, betonte Dr. Carola Reimann. „ Ihr eigener Arzt kann am besten beraten und behandeln, aber er braucht Rechtssicherheit“.
Der Experte der Palliativmedizin, Ales Stanek, berichtet aus seinen Erfahrungen mit den Belastungen in den Familien. Deshalb plädierte er auch für Unterstützung der Angehörigen. „Gerade Mediziner haben oft nur die Sterbenden im Blick und vergessen, welche Belastungen das für die Angehörigen bedeutet“, sagte er. Dr. Enno Konukiewitz legte den Fokus darauf, dass auch Leiden zum Leben gehöre und erläuterte, dass die Begleitung von Sterbenden auch spirituell ein Gewinn für beide Seiten darstelle. Viele Sterbende berichteten ihm von einem „ anderen Näherkommen“. Die Begleitung von Angehörigen sei auch hier sehr wichtig.

Mark Castens, der sich seit langem für eine bessere Hospizversorgung im ländlichen Raum engagiert, fordert von der Politik angemessene Rahmenbedingungen. Mit seiner im Deutschen Bundestag eingereichten Petition hat er für das Thema mehr öffentliche Wahrnehmung erzeugt und die Debatte dazu politisch angeschoben.

Die gut besuchte Veranstaltung, bei der engagiert gefragt und diskutiert wurde, machte deutlich, dass die Meinungen sehr unterschiedlich sind, je nachdem ob in der eigenen Umgebung schwerstkranke oder alte Menschen leben. Deshalb – so Susanne Mittag- gibt es auch bei der Abstimmung im Deutschen Bundestag keinen Fraktionszwang, es ist eine ethische und sensible Abstimmung, bei der man nur dem eigenen Gewissen verpflichtet ist.

Die Debatte über die Gesetzentwürfe zur Sterbehilfe wird von allen Beteiligten mit Interesse erwartet.