Als die Milchpreise vor Jahren auf Talfahrt gingen, kam Landwirt Erwin Haverkamp ins Grübeln. Sein Hof in Hurrel hat Tradition. Es gibt ihn seit 320 Jahren, seit 14 Generationen wird er von der Familie bewirtschaftet. Haverkamp strukturierte um, verzichtete auf die Schweinemast und die Hühner, arbeitete auf anderen Höfen und stand dennoch vor der Frage: Was tun, um zu überleben. Denn Aufstocken war nicht möglich.
Mittlerweile ist der Betrieb gesund, die Familie Haverkamp hat ihre Nische gefunden. Die Lösung hieß und heißt: Käse. Die Familie betreibt seit Jahren eine Hofkäserei, die im näheren Umkreis von Hurrel einmalig und vor allem sehr erfolgreich ist. Mit zwei Verkaufswagen sind Erwin und Christa Haverkamp von Donnerstag bis Sonnabend auf fünf Wochenmärkten der Region unterwegs. In Bremen, Oldenburg, Hude, Delmenhorst und Hundsmühlen haben sie ihre Stammkundschaft.
Grund genug für die SPD-Bundestagsabgeordnete Susanne Mittag aus Delmenhorst, sich dieses kleine „Wirtschaftswunder“ in ihrem Wahlkreis anzuschauen. Denn als stellvertretendes Mitglied im Landwirtschaftsausschuss „sollte man gut informiert sein, welche Probleme es in kleineren Betrieben gibt und vor allem welche Lösungsmöglichkeiten sich auftun.“
Begleitet wurde sie unter anderen von den Ortsvereinsvorsitzenden Jutta Schröder (Hude) und Oliver Toth (Hatten) sowie von ihrem Bundestagsvorgänger Holger Ortel. Auch der örtliche Landvolkchef Wilfried Wieting war gekommen.
Mit trockenem Humor berichtet Erwin Haverkamp, wie seine Frau und er vor 25 Jahren die Broschüre „Käse einfach gemacht“ regelrecht verschlungen, anschließend einen Schnellkurs beim Autor gemacht und nach dem Motto „Learning by doing“ die Produktion gestartet haben. Auf dem Markt in Sandkrug begannen sie nach einer längeren Probierphase den Verkauf und sind mittlerweile eine feste Größe in der Branche.
70 Schafe, zwölf Ziegen und zehn der 40 Kühen sorgen für den Rohstoff der Hofkäserei. Die Milch von 30 Kühen geht an die Molkerei. 55 Hektar Land vor allem für den Futteranbau bewirtschaftet die Familie, bei der mittlerweile auch Sohn Erik an Bord ist.
Die Käserei selbst bleibt den Besuchern verschlossen, durch ein großes Schaufenster dürfen sie aber einen Blick riskieren. Christa Haverkamp erläutert den Produktionsprozess und berichtet, dass die Pflege der Käse sehr arbeitsintensiv ist.
Weil in der Woche auf dem Hof produziert wird, sind die Verkaufswagen erst ab Donnerstag unterwegs. Die Haverkamps haben nur ihre eigenen etwa 40 Produkte wie Käse, Frischmilch, Joghurts und Quarks im Angebot und stehen selbst auf den Märkten, denn dann erhalten sie unmittelbare Rückmeldungen und können sofort auf Kundenwünsche reagieren.
Die Rückmeldung von Susanne Mittag und ihren Gästen nach der Verkostung im Anschluss an den Hofrundgang war jedenfalls eindeutig. Der Käse war hervorragend, die Haverkamps könnten neue Stammkunden gewonnen haben.
