Für mich in meiner Sprecherinfunktion für Ernährung und Landwirtschaft ging es etwas weiter außerhalb meines Wahlkreises nach Jork im Landkreis Stade. Gemeinsam mit meinem Kollegen Daniel Schneider (MdB) und dem Landtagskandidaten Matthias Mittlmejer besichtigten wir das Alte Land und informierten uns über den nachhaltigen Obstbau und seinen Stand in Deutschland im Obstbauzentrum ESTEBURG.
Durch das Kompetenzzentrum führten uns Jens Stechmann, Vorsitzender Bundesfachgruppe Obstbau im Bundesausschuss für Obst und Gemüse, Claus Schliecker, Vorsitzender Fachgruppe Obstbau im Landvolk Niedersachsen, Matthias Görgens, stellv. Leiter ESTEBURG Obstbauzentrum Jork, Joerg Hilbers, Geschäftsführer Bundesfachgruppe Obstbau, und Kristine Anschütz, Geschäftsführerin Fachgruppe Obstbau im Landvolk Niedersachsen. Gemeinsam tauschten wir uns anfangs über den aktuellen Stand des Obstbaus in Deutschland aus, bis es danach auf die Felder ging.
Auf über 10.000 Hektar Land reifen vorwiegend Äpfel, Kirschen, Birnen, Pflaumen, Zwetschgen und Beerenfrüchte. Obst ist für unsere Ernährung essentiell; aus diesem Grund haben wir ein besonderes Interesse daran, den Obstbau in Deutschland zu fördern und die Selbstversorgung mit verschiedenen Obstsorten zu sichern. Das Thema Obstbau ist in der Vergangenheit zu wenig in den Fokus gerückt – das wollen jetzt ändern! Daniel Schneider hob in diesem Zusammenhang noch hervor, dass wir nicht nur Krisen bewältigen, sondern auch die Zukunft sichern müssen. Herausforderungen auch im Obstbau müssen nachhaltig gemeistert werden. Der Klimawandel und steigende Produktionskosten trifft auch diese Branche hart: Besonders im Osten machen es Dürre und Frost den Obstbetrieben nicht einfach. Die Folge ist, dass Obst aus dem Ausland importiert wird – wogegen wir angehen wollen. Auch für eine positive CO2-Äquivalenz ist die Selbstversorgung von besonderer Relevanz!
Nicht nur für unsere Versorgung ist der Obstbau wichtig; vor allem für den Artenschutz bieten Obstanlagen – gerade im Apfelbau – nach verschiedenen Studien sehr viele geeignete Biotope für Insekten und Vögel.
Auch drehten sich die Gespräche hier rund um das Thema Energiesicherheit. Steigende Energiekosten treffen Obstanbauende etwa beim Lagern der geernteten Früchte. Förderungen für erneuerbare Energien würden auch hier steigende Energiekosten dämpfen und langfristige Unabhängigkeit sichern.
Weitere Themen drehten sich rund um die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln und ihre Außendarstellung. Aus Forschungsergebnissen geht hervor, dass diese Mittel deutlich weniger risikobehaftet sind als in der Öffentlichkeit dargestellt. Auch wirken sie gar nicht so stark. Hier ist noch viel Aufklärungsbedarf durch wissenschaftliche Fakten. Ähnlich verhält es sich in der Diskussion um Bio oder konventionell: Bioprodukte gelten grundsätzlich als besser als konventionelle Obstprodukte. Letztere seien aufgrund des Einsatzes von Pflanzenschutzmittel „vergiftend“. Verschiedene Studien widerlegen diese Gegenüberstellung; welche der beiden Arten besser sei, kann so nicht ermittelt werden. Wichtig ist, dass konventionell angebaute Äpfel nicht vergiftend sind.
In den Gesprächen ist deutlich geworden, dass wieder mehr über den Obstbau gesprochen werden muss. Wissenschaftliche Fakten aus Studien müssen dabei Berücksichtigung finden. Im Hinblick auf die zukünftigen Herausforderungen muss der Obstbau stärker unterstützt werden: damit wir uns selbst versorgen, einen positiven CO2-Abdruck hinterlassen und Sicherheiten in Bezug auf Energie schaffen. Wir bleiben offen für einen konstruktiven und faktenbasierten Austausch und für eine Förderung des nachhaltigen Obstbaus!


